heute in der SZ
Die vergessene Rennstrecke
Ein Fernsehbeitrag widmet sich dem einstigen „Deutschlandring“ in Hohnstein. Dabei geht es auch um Leidenschaft.
Von Katja Dwaronat
Robert Friesnegg, Koch in der Gaststätte „Einkehr zur Rennstrecke“ in Hohburkersdorf, zeigt auf Bildern den längst verblichenen Glanz vergangener Zeiten auf der Hohnsteiner Rennstrecke. Für eine Fernsehsendung konnte der Gastronom die Erinnerungen an den „Deutschlandring“ jetzt wieder aufleben lassen. Foto: Dirk Zschiedrich Robert Friesnegg, Koch in der Gaststätte „Einkehr zur Rennstrecke“ in Hohburkersdorf, zeigt auf Bildern den längst verblichenen Glanz vergangener Zeiten auf der Hohnsteiner Rennstrecke. Für eine Fernsehsendung konnte der Gastronom die Erinnerungen an den „Deutschlandring“ jetzt wieder aufleben lassen. Foto: Dirk Zschiedrich
Der Koch Robert Friesnegg aus der Hohburkersdorfer Gaststätte „Einkehr zur Rennstrecke“ lässt in der Regel gefüllte Schnitzel und andere Leckereien für sich sprechen. Für den Fernsehsender Auto-Motor-Sport machte er jetzt eine Ausnahme. Vor laufender Kamera beschrieb er vor Kurzem einem Fernsehteam aus Köln den Verlauf der vor seiner Haustür vorbeiführenden Rennstrecke. „Der vergessene Ring“ heißt der Beitrag, der nun in Wiederholungen auf dem Bezahl-Sender Auto-Motor-Sport zu sehen ist.
In der Sendung geht es um den 1939 eingeweihten „Deutschlandring“, der es ursprünglich mit dem Nürburgring und seiner berühmten Nordschleife aufnehmen sollte. Auch hinsichtlich der Zuschauerzahlen: Mit einem Millionenpublikum kalkulierten die Planer in den 1930er-Jahren, für das einmal 250000 Parkplätze geschaffen werden sollten.
Die Strecke durch das Polenztal, die Serpentinen hoch zur Hocksteinschänke und über die langgezogene Kurve vorbei an Hohburkersdorf beschreibt einen Rundkurs, der exakt zehn Kilometer lang ist. Urgesteine des Rennsports wie Bernd Rosemeyer (Auto-Union) und Rudolf Garacciola (Mercedes Benz) standen in den Startlöchern. Doch der Zweite Weltkrieg verhinderte den für 1940 angedachten „Großen Preis von Großdeutschland“.
Davon wissen heute nur noch eingefleischte Motorsportfans mit Hang zur Nostalgie. „Die Affinität ist da, aber Genaues weiß keiner. Das ist ja das Schöne“, erklärt der Fernsehautor Carl Lehmann. Seine Kernfrage: Kann man heute noch auf der Rennstrecke fahren? Seine Recherchen bereitete er für das Publikum auf, ließ Bürgermeister Daniel Brade (SPD) zu Wort kommen und wies Robert Friesnegg die Rolle des Experten zu.
Höhepunkt des Beitrages bildet die Schlussszene, in der Carl Lehmann und Kollege Julian Hylla den Ring mit würdigen Nachfolgern der damaligen Silberpfeile befahren, einem Mercedes SLS black series und einem Audi R8V10. Der geforderte Mix aus Technik und Geschwindigkeit könne es mit der Nordschleife des Nürburgrings durchaus aufnehmen, befinden die Experten. Der Hang zum Motorsport sei in der Sächsischen Schweiz spürbar, stellt der Fernsehjournalist fest. Aber ihn verwundert, dass die Rennstrecke nicht stärker touristisch vermarktet wird. Allerdings stellt er selbst fest: „Wenn man diese Kiste erst aufmacht, kommen natürlich auch Leute, deren Autos ein wenig lauter sind.“ Damit spricht er bereits das Problem illegaler Rennen und der Lärmbelästigung an, mit dem sich die Stadt Hohnstein und Anwohner seit jeher auseinandersetzen müssen. Filme von Motorradfahrern, die den Ring anonym „getestet“ haben, wurden auf der Internetplattform „Youtube“ bis zu 8000-mal aufgerufen.
Den Fernsehbeitrag „Der vergessene Ring“ können sich nun theoretisch rund eine Millionen Abonnenten ansehen, bundesweit unter anderem bei arenaSat und KabelKios und im Entertain-Programm von Telekom. Wie viele es tatsächlich tun, sei jedoch im Pay-TV nicht messbar.
Robert Friesnegg hat den Film zu Hause. Immerhin hat er das Team nach Kräften unterstützt. Nicht nur in Form zünftiger Leckereien. Auch die Organisation einer Garage sowie des Oldtimers, der durch das Bild rollt, gehen auf sein Konto.
gruss oppa