Artikel aus der Quadwelt

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  • Monster-Quads

    Monster sind unheimlich, besitzen außergewöhnliche Kräfte und haben ein abschreckendes Aussehen. Das haben unsere beiden hier gezeigten Quads auch.

    Die kleine Unscheinbare und die große Hässliche. So könnte man die beiden Quads beim ersten Hinschauen beschreiben. Abschreckend sind sie beide, so als hätte Dr Jeckyl gerade letzte Hand an sein Werk gelegt. Da ist eigentlich kaum noch Serie zu erkennen. Ok, der Kleinen sieht man, abgesehn vom pinken Rahmen, die Abstammung von einer Yamaha Warrior an. Bei der Großen wird es schon schwieriger. Die Typische Plastikverkleidung vorne unter dem Lenker gibt den entscheidenden Hinweis. Das war mal eine Banshee. Von der Gesamtgröße her zu schließen könnten aber zwei Quads von der Sorte verbaut sein. Nur irgendwie zusammengeschweißt.

    Die schöpfer dieses roten Riesenmonsters, Frank und Norbert, haben auch beim Motor nicht gekleckert sondern geklotzt.

    172 PS liefert der aus dem zweirädrigen Racer stammende Motor einer 2400er Yamaha YZF R1. Aua. Vier Zylinder mit zusammen einem Liter Hubraum, vier Vergaser und zwanzig Ventile hauchen der Monster-Fee Leben ein. Klar dass so ein Motor nicht einfach in seinen Serienrahmen passt. Mit Stahlrohren wurde der Rahmen verbreitert und verlängert. Die längere Schwinge, breitere A-Arms verstehen sich da schon irgendwie von selbst. Eine 250er Kette und ein Ríesen(ketten)rad übernehmen die schon als wahnsinn zu bezeichnende Rolle der Kraftübertragung an die Starrachse im Heck. Der Tank konnte vorne nicht mehr gebraucht werden. Kein Platz. Eine Alublechtank-Eigenkonstruktion mit Benzinpumpe sitzt jetzt statt dem orginalen Kraftstoffbehälter unter der Sitzbank.



    Ähnlich abgefahren, die Warrior von Manny Pelkmann. In seinem Quadmonster übernimmt ein Yamaha YZF 750 Motor die Verbrennung von raffiniertem Steinöl (Benzin). Durch nachträglich größere Bohrungen und Kolben kommt dieses Kraftmonster auf ebenfalls einen Liter Hubraum. Bei der PS-Zahl, die eigentlich in einem Bericht wie diesem besser in MS wie Monsterstärken umbenannt werden sollten, muss die kleine der Großenb den Vorrang geben. Gemessene 146 PS vor der Kupplung sind aber auch nicht von schlechten Eltern. Der dicke Motor, der irgendwie nicht so recht von der Größe unter die Sitzbank passen will, ist durch nur geringfügige Arbeiten in den Orginalrahmen untergebracht worden. Auch hier liegt der Tank in Eigenbauweise mit Pumpe weiter nach hinten verlagert. Vier Auslässe mit vier dicken Auspuffrohren due unter dem Chassis - Vorsicht Bodenfreiheit - nach hinten verlaufen, vereinen sich wieder kurz vor dem Endschalldämpfer. Sichtbar sind sie nur bei einem Wheelie. Der Gag schlecht hin - das Warrior-Monster hat eine Anhängerkuplung.


    Zur Klangprobe.
    Anlasser, Zündung und - Wahnsinn!
    Der Yamaha Motor der Ex-Warrior singt sein Viertaktlied. Die Finger der Umstehenden gehen wie automatisch bei den Gasschüben im Leerlauf zu den Ohren. Wer die nicht schützt ist selber schuld. Das Geräusch-Inferno dringt durch bis aufs Mark und Bein und lässt einen betäubt zurück. Selbst als Manni das Geschoss schon 200 Meter weiter weg katapultiert hat. Die Zeit für die Distanz: Unter drei Sekunden. Geschwindigkeit: Knapp vor 100 km/h-Marke. Das ist der ultimative Ritt auf der Kanonenkugel. Münchhausen wäre neidisch geworden.
    Während Manni noch weiter fliegt, zündet Norbert das Triebwerk der Ex-Banshee. Auch nicht schlecht. Die Dinger bleiben in den Ohren und das anfängliche markerschütternde Beben lässt auch nicht im Geringsten nach. Der Motor läuft sich warm, wir haben also vor dem Countdown der Rakete noch kurz Zeit die Frage mehr schreiend als normal sprechend an Norbert zu Stellen:

    Warum baut man denn so ein Monstrum? Eigentlich sei das ja der echte fliegende Holländer erklärt er augenzwinkernd und entschwindet im nächsten Augenblick mit Schweif im Horizont.

    Wilde Biester hält man am besten artgerecht. Pädagogen sagen, dass viel Bewegung Agressionen abbaut. Deshalb haben wir das nahe Sand - und Kieswerk, auf dem sich die Monsterquads gerade auf ihre Art und Weise warmfahren, als die ideale Kulisse für ein Kräftemessen gewählt. Die Spannung steigt. Wir beginnen unseren nicht ganz ernst zu nehmenden Vergleich mit dem Sprintwettbewerb.

    Eigentlich bräuchten die hier keinen Bagger mehr. Gleich nach dem Anfahren schaufeln die grobstolligen Hinterreifen der beiden Monsterquads den sand und Kies in meterhohen Fontänen von einer Seite zur anderen. Und das in Nullkommanichts. Die Große holt aber durch den Leistungsvorteil nach ein paar Metern wieder auf. Der Punkt geht an Norberg. Nächster Durchgang. Drift im tiefen Sand. Deutlich beweglicher und agiler wirbelt die Warrior durch den Sand. Das lange Fahrwerk der Banshee hat das Nachsehen. Punktausgleich. Letzter und entscheidender Durchgang: Der direkte Kräftevergleich. Wie Gozilla und Co stehen sich unsere beiden Monster Kopf an Kopf gegenüber. Das Zeichen zum start Fällt. Die Erde bebt. Nachdem sich der Sandsturm legt, sehen wir erst das Ergebnis. Beide Quads haben sich hoffnungslos eingegraben aber keinen Zentimeter nachgegeben. Das Endergebnis: Unentschieden.

    Müde und ausgebrannt schleppen sich die beiden Monster nach dem Ausflug im Sandkasten nach Hause. Bei einem Quadexemplar raucht die Kupplung ganz ordentlich, das andere hat sich völlig verausgabt und fast alle Trinkreserven des Tanks aufgebraucht. Na, der Tag hat sich gelohnt.

    Quelle: Quadwelt ( Ausgabe 02.2007 März/April)